Der Frühlingspunkt wandert jährlich 50,3 Gradsekunden auf dem Tierkreis westwärts. Das ergibt in 72 Jahren etwa 1°, in 2.100 Jahren etwa 30° und in etwa 26.000 Jahren 360°. Das heißt: Alle 2.100 Jahre gelangt der Fruühlingspunkt in ein neues Sternbild des Tierkreises und hat in 26.000 Jahren alle Sternbilder des Tierkreises durchlaufen. Da man aber die Zeichen des Tierkreises, wie zu Zeiten des Ptolemäus mit dem Widder beginnend, vom Frühlingspunkt zählt so sind die Zeichen nicht mehr gleichlautend mit den Sternbildern, nach denen sie ursprünglich benannt waren. Der Frühlingspunkt befindet sich seit langem im Sternbild der Fische und wird bald das des Wassermanns erreicht haben. Diese Bewegung des Frühlingspunktes bezeichnet man als Präzession (lat. praccedere, vorrücken) und den Zeitraum von 26000 Jahren als Platonisches oder Großes Jahr. Da die Sternörter sich auf Frühlingspunkt und Himmelsäquator beziehen, erleiden sie eine langsame aber fortgesetzte Veränderung: die Präzession der Sterne. Deshalb ist auf allen Sternkarten angegeben, auf welchen Zeitpunkt sich die Ortsangaben beziehen. Infolge der Präzession wandert der Himmelspol, die verlängerte Erdachse, in einer Entfernung von 23 1/2° um den Pol der Ekliptik. Man bezeichnet den Präzessionskreis, da er zu einem großen Teil im Sternbild des Drachens verläuft, auch als Drachenscheibe. Der Himmelspol wandert also auf dem Umkreis der Drachenscheibe und befindet sich zur Zeit in der Nähe des Sternes Alpha im kleinen Bären unseres Polarsternes. Er wird diesem künftig noch näher rücken und sich dann wieder von ihm entfernen. Nach 6000 Jahren wird Alpha Cephei und nach 12000 Jahren die helle Wega unser Polarstern sein, vorausgesetzt, daß die Eigenbewegungen dieser Sterne inzwischen unwesentich sind.